Bei der Feier zum 25-jährigen Bestehen des Kneippvereins erhielt auch Hans Köck, in den ersten Jahren Vorsitzender des Vereins, von Rolf Prinz (links) eine Urkunde. Foto re

© OVB

Das Angebot "Rauchentwöhnung" funktionierte nicht, gut angenommen hatten vor 25 Jahren junge Frauen die Rückbildungsgymnastik nach der Geburt, nur der damals junge Wasserburger Kneipp-Verein bot das an. Feldenkrais, Qigong oder Heilströmen gehören heute zum Programm des Kneipp-Vereins, einer der zehn größten Bayerns. Gerade hat er sein Jubiläum gefeiert.

Wasserburg - Die fünf Säulen des Gesundheitskonzepts von Pfarrer Sebastian Kneipp - Wasser-Behandlung, Bewegung, Ernährung, Kräuter und Heilpflanzen sowie die Lebensordnung - und der Wunsch des Pfarrers, seine Lehre solle allen Menschen zugänglich gemacht werden spielten bei der Gründung nicht wirklich die Hauptrolle. Eine Kneipp-Anlage im Badria gab es bereits, deshalb wäre ein Kneipp-Verein in der Stadt nicht schlecht, meinten die einen, andere fanden eher, Angebote zur Gesunderhaltung etwa von der Volkshochschule oder dem Sportverein gebe es genug. Dass es in Wasserburg schon mal einen Kneipp-Verein gegeben hatte, Ende der 20er-Jahre im vorigen Jahrhundert, war längst in Vergessenheit geraten.

Man lud den früheren Kurdirektor von Bad Wörishofen, der Wirkungsstätte von Kneipp, nach Wasserburg zu einem Vortrag, die Zeit verging und es gab einen zweiten Vortrag im März 1988. An diesem Abend erklärte sich Hans Köck bereit, den Vorsitz des zu gründenden Wasserburger Kneipp-Vereins zu übernehmen, 25 Leute traten dem gleich bei, elf von ihnen sind bis heute dabei. Der Verein war nun gegründet, so richtig zu Leben erwacht war er noch nicht, aber er sollte einen ehrenamtlichen Geschäftsführer bekommen, "den gab es nur in Wasserburg", schmunzelt Rolf Prinz, damals in Erinnerung an seine Anfangszeit beim Verein, dessen Vorsitzender er 1990 wurde und heute noch ist.

Als Chef der Wasserburger Barmer-Ersatzkasse hatte er, so Prinz, das Glück, dass er Krankengymnasten, Yogalehrer, auch Kneippbademeister kannte. Bei den ersten Rückbildungsgymnastikkursen waren bis zu 60 Frauen in der Turnhalle, als erster Verein bot der Kneipp-Verein Stretching an, oder Warmwassergymnastik in Attel, die dort noch immer stattfindet wie auch die Yogakurse oder seit 20 Jahren "Tanz mit" mit Rita Schäfer. Weg vom Bild "Kneipp gleich kaltes Wasser und alte Menschen" wollte Prinz, und bot mit gut ausgebildeten Übungsleitern immer wieder Neues an, immer getreu dem Prinzip, die Übungsleiter gut zu bezahlen, von den Mitgliedern nicht zu viel zu verlangen. "Das hat geklappt", sagt Prinz. 322 zahlende Mitglieder hat der Verein, mit Familienangehörigen sind es 472, Einzelmitglieder zahlen 36 Euro, die Familienmitgliedschaft kostet 42 Euro.

Die Kurse sind eine Säule des Kneipp-Vereins. Reisen mit Wanderungen und Kultur eine andere. Bäderreisen nach Ungarn, die wegen der langen Fahrt heuer eingestellt wurden wie auch die nach Bad Füssing, nun geht es nach Bad Staffelstein und demnächst nach Slowenien. 63 Reisen mit fast immer vollen Bussen organisierte Prinz, preislich so gestaltet, dass sie für sozial Schwächere bezahlbar sind.

Auch Investitionen sind eine Säule des Vereins. 40000 Euro kostete die Kneipp-Anlage, die erste behindertengerecht, die vor sieben Jahren in Attel gebaut wurde. Ab 2006 bezog der Verein einen angemieteten Raum am Kaspar-Aiblinger-Platz, 2012 kaufte der Verein das Erdgeschoss für 150000 Euro, die Einnahmen des vermieteten Teils fließen in die Tilgung der Schulden. Es sei eine gute Investition gewesen, sagt Prinz. Der Raum sei fast durchgängig belegt, sei Ort des monatlichen Kneipp-Treffs mit rund 40 Leuten. Und wenn demnächst die Satzung geändert wird, soll nach einer etwaigen Auflösung des Vereins die Immobilie nicht wie noch jetzt festgelegt an den Landesverband gehen, sondern an eine städtische Stiftung. Seit Rolf Prinz Vorsitzender des Vereins ist, hat er 2,06 Millionen Einnahmen und 2,02 Millionen Ausgaben verbucht, "Geld umwälzen" nennt er das, denn verdienen tut keiner, alles ist Ehrenamt, Überschüsse gehen zum Beispiel als Spende an die Ehrenamtlichen des Caritas-Altenheims. Das Ehrenamt, das immer wichtiger werde, thematisierte Prinz unter anderem bei der Feier zum Jubiläum in Attel. Die bisherigen Anreize der Politik, sich ehrenamtlich zu engagieren, hält er für ungeeignet.

Eine Säule der Kneippschen Lehre kann der Verein nicht mehr abdecken. Mangels Räumlichkeiten fallen Kurse für Wickel, Wassergüsse oder Packungen weg. Immer schwieriger wird es, Fachleute zu finden, um den Bereich Kräuter und Heilpflanzen abzudecken. Allerdings sei das Interesse dafür wieder größer geworden. Und auch sonst sieht der Vorsitzende optimistisch in die Zukunft. 72 Jahre alt ist er mittlerweile, einer der dienstältesten Vorsitzenden der Wasserburger Vereine und ein paar Jahre möchte er noch weitermachen. "Bei dem Intakten, das wir mit der Kneipp-Anlage, dem Kneipp-Raum und den wenigen Schulden haben, müsste es doch Leute geben, die dann weitermachen".

30 Mitgliedern überreichte Rolf Prinz jetzt Urkunden für 25-jährige Mitgliedschaft, darunter elf Gründungsmitgliedern. Vo

zurück